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Die Liga der Internet-Schurken – "Post Mortem" zum Superhelden-Comic des Digitale Gesellschaft e. V.

culture
7 Mai 18:45 - 19:15
30 Minuten
Beginner
German
Vortrag

Kernthese:

Es braucht keine Superkräfte, um die Freiheit des Internets und die Zukunft der digitalen Gesellschaft zu verteidigen, aber es wäre so viel aufregender! Die netzpolitischen Debatten und Problemfelder in Form eines Superhelden-Comics und seinen Protagonisten zu präsentieren, popularisiert das Anliegen der Netzgemeinde für weitere Kreise der Internetnutzer und lädt damit zur Identifikation ein.

Beschreibung:

 

Netzpolitische Themen, die die Zukunft der digitalen Gesellschaft bestimmen, sind oft kompliziert und für viele Menschen — selbst Politiker, Journalisten und Entscheider — schwer durchdringbar.

Hier liegt die Motivation für das noch junge Superheldenuniversum des Digiges Comic mitsamt seiner bedrohlichen LIGA DER INTERNET-SCHURKEN, nämlich die grundsätzllichen Konfliktlinien in den netzpolitischen Debatten nach Vorbild der populären Superhelden der Verlage DC (SUPERMAN, BATMAN) und Marvel (SPIDER-MAN, X-MEN, AVENGERS) in visuell klar zuzuordnende Freund- und Feindbilder zu scheiden.

Die Schurken im Digiges Comic sind der panzerköpfige AGENT A.C.T.A., der schimärenhafte TROY alias "Bundestrojaner", die nanobegabte DEEP PACKET INTRUDER, der Gedanken lesende und manipulierende ZENSOR, der Abmahnanwalt und Patent-Troll LAWSUIT LIZARD und  ANTI-NEUTRON — die Ausgeburt eines komplett kontroll-süchtigen und unfreien Internets. Darüber schwebt als eine klandestine Überwachungsinstanz ALL-SEEYING EYE, wie sie sich in Form von der Vorratsdatenspeicherung durchzusetzen versucht.

Doch es gibt auch die guten Superhelden: Diese Verteidiger der Freiheit sind die positive Emotionen und Energien bündelnde INIT und der ninja-artige DÆMON, der über Myriaden autarker Mini-Roboter verfügt. Sie verkörpern jeweils die netzpolitischen und die hacktivistische Seiten der Netzgemeinde.

Mit der popkulturellen Referenz auf das Superhelden-Genre und seine Gut-Böse-Schemata wird die notwendige Vereinfachung in der netzpolitischen Kampagne auch mit einem sympathischen Augenzwinkern präsentiert.

Die Vereinnahmung des Superhelden-Motive für politische Anliegen ist dabei kein Novum, sondern im Gegenteil eine Rückkehr an die Wurzeln des Genres.

Schon der ersten Generation der noch ganz jungen, meist aus New Yorker jüdischen Verhältnissen stammenden Superhelden-Schöpfer hatte sich vor dem Hintergrund der in die USA gekommenen Flüchtlinge das Unrechtssystem des NS-Regime als das logische Raison d’être für ihre Heldengeschichten aufgedrängt.

Marvels frühe “Golden Age”-Superhelden der späten 1930er Jahre kämpften propagandistisch vor allem an der Heimatfront, um den isolationistisch geprägten und auch nicht gerade von antisemitischen Ressentiments freien US-Mainstream für einen Kriegseintritt der USA gegen Nazi-Deutschland zu gewinnen.

Mein Vortrag gibt einen Einblick in die Grundüberlegungen bei der Konzeption der Superhelden im Kontext der Anti-ACTA-Kampagne, die konkreten Designentscheidungen bei der Figurenentwicklung bis hin zum Arbeitsprozess bei der Storyenwicklung und Zeichnungen.

Als Ausblick möchte ich einige Möglichkeiten aufzeigen und diskutieren, wie mit den jetzt etablierten Superhelden-Figuren im weiteren netzpolitisches Campaigning betrieben werden kann.