Skip to main content

Kommunikation zwischen Unbekannten über Unbekanntes und warum Internetrollerei nicht schlimm ist

politics & society
8 Mai 10:30 - 11:00
30 Minuten
Experten
German
Vortrag

Kernthese:

Warum es Internettrollerei gibt, dass man nichts dagegen tun kann, dass Maßnahmen gegen Internettrollerei nicht nötig sind und dass die Chancen, die das Internet liefert, nicht gut genutzt werden können, solange ständig das Gegenteil versucht wird.

Beschreibung:

In einem Vortrag möchte ich übersichtlich und zusammenhängend darstellen und erklären wie Internettrollerei zustande kommt. Bislang kann das niemand gut erklären, weil die immer wieder kehrenden Antworten lauten, dass es sich bei Trollen um Störer handelt, die die Kommunikation behindern. Und wenn man nicht von Stören spricht, dann von harmlosen Spaßvögeln, die nur Streiche spielen wollen. Tatsächlich ist beides nicht der Fall. Jedenfalls nicht, solange man diese Leute nicht kennt. Aber weil man sie nicht kennt, ergibt sich die Trollerei.

Der erste Teil des Vortrags befasst sich damit, dass die Internetrollerei deshalb entsteht, weil das Internet etwas ermöglicht, das es zuvor selten gab, nämlich: Kommunikation zwischen Unbekannten über für einander unbekannte Angelegenheiten und unbekannte Regeln. Wenn vor dem Internet Unbekannte miteinander zu tun bekamen, so gab es immer eine vermittelnde Instanz, welche die Kommunikation ermöglichte und welche für die Kommunikation ein Regelwerk zur Verfügung stellte, über das die Beteiligten schon infomiert waren, noch bevor sie sich kennen lernten. Das sind Regelwerke, die durch Organisationen hergestellt wurden: Schule, Unternehmen, Bürokratie, Vereine, Massenmedien usw. Ohne solche Regelwerke - gilt auch für Urlaubsreisen, Parties, Freundschaftsnetzwerke, Wohngemeinschaften - hat man vorher nur selten unbekannte Leute kennen gelernt.

Durch Internet wird das ganz anders. Was vorher nur ausnahmsweise passierte, geschieht jetzt weltweit massenhaft: Unbekannte Menschen nehmen mit anderen unbekannten Menschen ungehindert Kontakt auf und geraten miteinander in kommunikative Verwicklung. Da nun niemand sagen kann, welche zu beachtenden Regelwerke gelten, geraten alle Regelfindungsversuche durcheinander und machen dann Internetrollerei auffällig.

Das ist der Grund, weshalb man nichts gegen Internettrollerei tun kann und weshalb sie auch nicht schlimm ist, weil es niemanden gibt, der die Internetkommunikation wegen der Trollerei unterlassen wollte.

Und der Grund, warum man gegen Internettrollerei nichts zu tun braucht, liegt darin, dass gerade die Kommunikation mit Unbekannten über Unbekanntes ein enormes Potenzial liefert, das nicht entdeckt werden kann, solange die Kommunikation zwischen Unbekannten sich so fortsetzt als sei diese Innovation nicht relevant, als sei die Kommunikation zwischen Unbekannten über Unbekanntes nichts Ungewöhnliches. Dieser Punkt betrifft den zweiten Teil des Vortrags.